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Frank Meyer

Raum 101
Erzählungen über Männer

Von dem Konflikt mit dem Vater beim Froschschenkeljagen, den abenteuerlichen Gefühlen einer Kinderliebe, den bleibenden Momenten mit dem besten Freund, die erschütternden Erlebnisse beim Bund...teils einfühlsam, teils derb erzählen die Geschichten dieser Sammlung, wie Jungen und Männer sich in verschiedenen Lebensabschnitten bewähren... oder wie sie versagen. 

Hobellied

Hobellied

Ferdinand Raimund

Das Schicksal in der Hand?

Das Hobellied ist ein österreichisches Volkslied, welches das Schicksal auf die Schippe nimmt. Inhalt ist die Frage nach der Glückseligkeit sowie die Leichtigkeit des Lebens, mit der ein jeder dem Schicksal begegnen sollte. Das Schicksal wird hier personifiziert, denn „(es) nimmt den Hobel in die Hand“ und stellt alle Menschen auf die gleiche Stufe. Das Schicksal kennt keinen Unterschied zwischen den Menschen dieser Erde und ereilt jeden unabhängig von dessen Herkunft. Der Ursprung des lustig untermalten ernsten Inhalts entstammt der Feder des österreichischen Schauspielers und Dramatikers Ferdinand Raimund (1790-1836). Die Melodie komponierte Conradin Kreutzer (1780-1849). Das Hobellied wurde als eines der Couplets des Valentin für Raimunds Wiener Volksstück „Der Verschwender“ inszeniert.

Carolin Eberhardt

Melodie anhören:


1. Strophe

Da streiten sich die Leut' herum

oft um den Wert des Glücks.

Der eine heißt den Andern dumm,

am End' weiß keiner nix.

Da ist der allerärmste Mann

dem andern viel zu reich:

Das Schicksal setzt den Hobel an

und hobelt alles Gleich.


2. Strophe

Die Jugend will stets mit G'walt

in allem glücklich sein.

Doch wird man nur ein bisserlalt,

dann find''t man sich schon drein.

Oft zankt mein Weib mit mir, oh Graus!

Das bringt mich nicht in Wut.

Da klopf' ich meinen Hobel aus

und denk': du brummst mir gut!


3. Strophe

Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub,

und zupft mich: „Brüderl, kumm!“

Da stell' ich mich ein wenig taub

und schau mich gar nicht um.

Doch sagt er: „Lieber Valentin,

mach' keine Umständ', geh!“

So leg' ich meinen Hobel hin

und sag' der Welt ade.


4. Strophe

Ein Tischler, wenn sein War' gefällt,

hat manche frohe Stund‘.

Das Glück ist doch nicht in der Welt

mit Reichtum bloß im Bund.

Seh‘ ich so viel zufried'nen Sinn,

da flieht mich alles Weh.

Da leg ich nicht den Hobel hin,

sag nicht der Kunst Adje.

Notendownload: Hobellied (Noten)


*****

Vorschaubild: The Three Fates Clotho, Lachesis, and Atropos, Print, 158/59, Urheber: Giorgio Ghisi via Wikimedia Commons CC0; Universum, 2017, Urheber: geralt via Pixabay CCO; Erde, 2016, Urheber: qimono via Pixabay CCO; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.

Notensatz von Carolin Eberhardt.

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