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Das Torhaus

Helga Dreher

„Das Torhaus" ist eine Begegnung mit der Stadt Weimar. Coudrays Torhaus wird zum Augangpunkt einer Nachwendegeschichte. Eine junge Frau erfährt Freundschaft und Hilfe, findet ihre eigenen Wege und zuletzt auch die Liebe. Roman 2010, 430 Seiten

Bertha Krupp von Bohlen und Halbach

Bertha Krupp von Bohlen und Halbach

Uta Plisch

Die Erbin

Bertha Krupp (1886-1957) wächst zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Barbara (1887-1972) in der Villa Hügel auf. Unterrichtet werden sie zunächst privat und besuchen später in Baden-Baden eine Haushaltungsschule für höhere Töchter. Schon als Kind wächst Bertha in die repräsentativen Aufgaben hinein, die sie als zukünftige Hausherrin der Villa Hügel erwartet. Die beiden Töchter werden streng erzogen, Pflichten füllen ihren Alltag aus, Unterricht, Reitstunden, repräsentative Aufgaben wechseln sich ab. Preußische Tugenden werden ihnen vermittelt: Pflichtbewusstsein und Selbstbeherrschung.
Bertha Krupp mit Mann Gustav und Sohn Alfried
Bertha Krupp mit Mann Gustav und Sohn Alfried

In der Villa Hügel geben sich die Mächtigen dieser Erde die Ehre. Unter Kaiser Wilhelm II. wird das Unternehmen Krupp zur Waffenschmiede des Deutschen Reichs. Der Kaiser weilt häufig zu Besuch. In der Villa erwarten ihn eigene Räume, nur für ihn reserviert. Für Bertha ist seine Anwesenheit nichts Ungewöhnliches.

Margarethe Krupp sagte einmal: „Ich glaube, meine Töchter so erzogen zu haben, dass sie auch härtesten Schicksalsschlägen gewachsen sein können." Aber eines ist sie ihren Töchter wohl nicht: eine liebevolle Mutter.

Und die Schicksalsschläge bleiben nicht aus. Mit 16 Jahren verliert Bertha ihren Vater Friedrich Alfred, an dem sie sehr hing. Ihre Mutter Margarethe befindet sich zum Todeszeitpunkt ihres Mannes in einem Sanatorium und kehrt erst danach wieder in die Villa zurück.

Friedrich Alfred Krupp wird nur 48 Jahre alt. In seinem Testament bestimmt er die Umwandlung des Kruppschen Familienunternehmens in eine Aktiengesellschaft. Bertha erbt 99,9% der Anteile. Damit wird sie zur besten Partie in Deutschland. Das Erbe kann sie allerdings erst volljährig antreten. Ihre Mutter leitet für sie den Konzern treuhänderisch weiter bis zur Heirat von Bertha.

Oft wird geschrieben, dass Kaiser Wilhelm II. ihr einen Ehegatten ausgesucht habe, aber das entspricht keineswegs den Tatsachen. Bertha war eine äußerst willensstarke Frau, und nie hätte sie sich vor seinen politischen Karren spannen lassen.

: Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, 1927
: Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, 1927

Dazu muss man wissen, dass das Anfangskapital der 1903 gegründeten Aktiengesellschaft 40 Millionen Dollar betrug, aufgeteilt in 160.000 Aktien à 250 Dollar jeweils. 1914 betrug das Kapital bereits 75 Millionen Dollar. Die Jahreseinkünfte von Bertha, Zinsen aus dem Kapital und andere Einkommensquellen, überstiegen wahrscheinlich das Jahreseinkommen des Kaisers, das 5.500.000 Dollar betrug. Der Kaiser hatte großes Interesse daran, dass dieses riesige Kapital in den richtigen Händen blieb.

Der Kaiser hatte ihr einen „netten" Ehegatten ausgesucht, beheimatet in den höchsten Adelskreisen. Entgegen seinen Wünschen heiratete sie 1906 einen unbekannten Diplomaten, den sie anlässlich einer Reise nach Rom kennengelernt hatte, Dr. Gustav von Bohlen und Halbach. Dem Kaiser war aber sehr wichtig, dass der Name Krupp nicht untergeht, und er ließ durch einen königlich-preußischen Erlass verkünden, dass Bertha in Zukunft Frau Dr. Krupp von Bohlen zu nennen sei. Ihr Mann trug fortan den Namen Dr. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach.

Bertha und der Kaiser - sie hat ihm öfter zu schaffen gemacht. Eine Geschichte ist überliefert, als sie bei Tisch am Hof zu Berlin weilte und er sie zwingen wollte, ihren Kaviar zu essen, den er über alles liebte. Da rümpfte Bertha die Nase: „Ich weiß nicht, wie irgendjemand das Zeugs essen kann", entgegnete sie. Die Gäste waren entsetzt.

Gleichzeitig mit ihrer Heirat tritt Bertha ihr Erbe an. Das operative Geschäft wird ihr Ehemann Gustav von Bohlen und Halbach übernehmen, ihr obliegen die repräsentativen und karitativen Aufgaben. Jedoch bleibt Bertha Krupp von Bohlen und Halbach Inhaberin nahezu aller Aktien der Krupp AG und nimmt Einfluss, wenn es um wichtige Grundsatzentscheidungen in der Firma geht. 1943 wird die Aktiengesellschaft durch die sogenannte „Lex Krupp" wieder in ein Einzelunternehmen umgewandelt und auf ihren ältesten Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach übertragen.

Die Ehe von Bertha und Gustav gilt allgemein als glücklich. Acht Kinder gehen aus ihr hervor, Alfried (1907-1967), Arnold (1908 - 1909), Claus (1910 - 1940), Irmgard (1912 - 1998), Berthold (1913 - 1987), Harald (1916 - 1985), Waldtraut (1920 - 2005) und Eckbert (1922 - 1945). 

Die Familie Krupp von Bohlen und Halbach, 1931, von links nach rechts: Berthold, Irmgard, Alfried, Harald, Waldtraut, Eckbert, Bertha und Gustav, Claus, (Gemälde von George Harcourt).
Die Familie Krupp von Bohlen und Halbach, 1931, von links nach rechts: Berthold, Irmgard, Alfried, Harald, Waldtraut, Eckbert, Bertha und Gustav, Claus, (Gemälde von George Harcourt).

 

Sohn Arnold wird nur 3 Monate alt. Sein Tod veranlasst das Ehepaar Krupp von Bohlen und Halbach, eine Stiftung zu gründen. Ziel war es, ein Entbindungs- und Wöchnerinnenheim zu errichten zur Betreuung der Frauen des Werks Krupp, die zuhause die nötige Pflege bei Entbindungen nicht erhalten konnten. Das Arnoldshaus für Wöchnerinnen wird am 1. Juli 1912 eingeweiht. 1944 wird es völlig zerstört, um Anfang der 1980er Jahre unter Berthold Beitz , der Kuratoriums-Vorsitzender war, neu errichtet zu werden unter dem Namen Alfried Krupp Krankenhaus.

Claus Arthur Arnold (1910-1940), der Lieblingssohn der Mutter, war der Begabteste unter den Kindern. Seine Eltern sollen sogar überlegt haben, ihn statt Alfried als Alleinerben einzusetzen, als dieser eine geschiedene Frau heiratete. Claus studierte in Oxford und übernahm danach leitende Positionen im Kruppschen Konzern. Er kam ums Leben, als er als Oberleutnant der Luftwaffe 1940 in der Eifel eine neue Atemschutzmaske testete, die nicht funktionierte. Er wurde ohnmächtig und stürzte zusammen mit seinem Kopiloten ab.

Eckbert, das Jüngste der Kinder, fiel 1945 in den letzten Kriegstagen bei Parma in Italien.

 

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Bildnachweise:
- Vorschaubild: Bertha Krupp 1928. Ausschnitt aus einer Fotografie „Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach mit ihren Kindern",von Nicola Perscheid. Bildquelle: Wikimedia Commons
- Bertha Krupp mit Mann Gustav und Sohn Alfried. (Rechte: Interfoto/Archiv Friedrich), Quelle Planet-Wissen.de
- Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, 1927. Quelle: ThyssenKrupp AG
- Die Familie Krupp von Bohlen und Halbach, 1931. (Gemälde von George Harcourt).
Quelle: ThyssenKrupp AG


Textquellen im Internet:
- Zum Verhältnis von Bertha zum Kaiser: Global Security.org (engl.)
- Planet-Wissen.de : Die Krupp-Frauen

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