In dem Buch „Kennst du Friedrich Schiller?" von Jürgen Klose findet sich folgender Text, der uns über den jungen Friedrich interessante Auskünfte gibt:
Offenbar trafen des Vaters Ehrgeiz hinsichtlich seines Sprösslings und dessen Neigung günstig aufeinander. So weiß Christophine (Friedrich Schillers Schwester, Anm. d. Red.) an anderer Stelle zu berichten:
„Von meinem Vater [...] wurde er zum Geistlichen bestimmt, und er selbst zeigte von früher Jugend an Neigung für diesen Stand, als Knabe von 6, 7 Jahren trat er oft mit einer schwarzen Schürze umgeben auf einen Stuhl und predigte uns; alles musste aufmerksam zuhören, bei dem geringsten Mangel an Andacht wurde er sehr heftig. Der Gegenstand seiner Predigt war etwas, was wirklich sich zugetragen hatte, oft auch ein geistlich Lied oder Spruch, worüber er nach seiner Art eine Auslegung machte, er selbst war immer ganz eifrig und zeigte da schon Lust und Mut, die Wahrheit zu sagen."
Die geistige Welt des Knaben wird in einem erhalten gebliebenen Widmungsgedicht des Zehnjährigen schlaglichtartig deutlich:
Herzgeliebte Eltern
Eltern, die ich zärtlich ehre,
Mein Herz ist heut voll Dankbarkeit.
Der treue GOTT dies Jahr vermehre,
Was SIE erquickt zu jeder Zeit.
Der Herr, die Quelle aller Freude,
Verbleibe stets IHR Trost und Teil,
SEIN Wort sei IHRES Herzens Weide
Und JESUS IHR erwünschtes Heil.
Ich dank vor alle Liebesproben:
Vor alle Sorgfalt und Geduld,
Mein Herz soll alle Güte loben
Und trösten sich stets IHRER Huld.
Gehorsam, Fleiß und zarte Liebe
Verspreche ich auf dieses Jahr.
Der Herr schenk mir nur gute Triebe
Und mache all mein Wünschen wahr.
Amen.
Den 1. Januarii Anno 1769
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Vorschaubild: Schillers Eltern, Johann Caspar Schiller und dessen Ehefrau Elisabetha Dorothea Schiller, Bilder gemeinfrei, bearbeitet von Andreas Werner