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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Brexit - Phrexit?

Brexit - Phrexit?

Florian Russi

Wie lässt sich das erklären? Ende des vergangenen Jahrhunderts sah es so aus, als ob die Menschheit in die Phase eines langen Friedens eintreten könnte. Der sog. Kalte Krieg fand ein Ende, in Russland zeigte sich die Hoffnung auf ein freiheitlich-demokratisches System, China ließ Liberalisierungstendenzen erkennen, weltweit entwickelte sich ein freier Markt, in den meisten Ländern stieg der Wohlstand und in Europa schlossen sich fast alle Staate zusammen, um eine abgestimmte, friedliche und wirtschaftlich erfolgreiche gemeinsame Ordnung aufzubauen. Nachweislich stieg in den Staaten, die ihren Handel liberalisierten und entsprechende Abkommen miteinander schlossen, der Lebensstandard der beteiligten Bevölkerungen. Heute brechen all diese Hoffnungen ein. Völker und Staaten kapseln sich voneinander ab und intrigieren gegeneinander. Blindwütige Terroristen bringen wahllos andere Menschen um, nur mit dem Ziel, Angst und Schrecken zu verbreiten. Immer mehr zwielichtige Regierungschefs reißen immer mehr Macht an sich und schaden ihren Ländern und Völkern. In den Völkern selbst verbreitet sich Unsicherheit und Unvernunft. Sogenannte Populisten machen sich das zunutze und finden bei Wahlen demokratische Zustimmung und sogar Mehrheiten.

Ein Ereignis, das mich besonders getroffen hat, war der sog. Brexit, d. h. der Mehrheitsbeschluss der BRiten über den Austritt, lateinisch: EXIT-us, aus der Europäischen Gemeinschaft EU. Dieser knappe Beschluss, von nationalistischen Populisten angeheizt, wird nach allen ernst zu nehmenden Prognosen von Wissenschaftlern und Fachleuten sowohl Großbritannien als auch den übrigen EU-Staaten schaden. Er kam u. a. auch deshalb zustande, weil ein populärer Politiker des Landes wahrheitswidrig behauptet hatte, dass Großbritannien durch den Austritt große Summen an Geld einsparen könne, die dann dem eigenen Gesundheitssystem zugute kämen. Boris Johnson wurde für diese Unwahrhaftigkeit nicht vor Gericht gestellt, sondern zum Außenminister ernannt.

Mein Vater, der im internationalen Kanu- und Campingsport aktiv war, hatte viele englische Freunde. Das waren kluge Leute. Sie sahen in der Zusammenarbeit der Sportler aus vielen Nationen auch einen Beitrag zur europäischen Friedensordnung. Dieser Gedanke stand für sie bei ihren Treffen mit Kameraden aus Frankreich, Deutschland, Italien, Griechenland und vielen anderen Ländern immer im Vordergrund. Es galt für sie, die den 2. Weltkrieg erlebt hatten, in Bezug auf die Europäische Einigung, was Wilhelm Busch zum Ausgang seiner Bildergeschichte vom Maler Klecksel so formuliert hat:

"Und, was das Beste, sie vereinigt,
Selbst Leute, die sich einst gepeinigt.“

Francisco de Goya: Casa de locos (Das Irrenhaus)
Francisco de Goya: Casa de locos (Das Irrenhaus)

Die europäische Friedensordnung wird nun von rechtsgerichteten und nationalistischen Bewegungen in vielen Ländern infrage gestellt. „Mein Land zuerst“, fordern viele und verfallen in nationalen Narzissmus, in Hybris und Megalomanie (Übersteigerte Eigenliebe,Selbstüberschätzung und Größenwahn). Darüber hinaus, so besagen es aktuelle Untersuchungen und Umfragen, nehmen die sogenannten „Borderline“-Störungen signifiknant zu. Borderline bedeutet wörtlich übersetzt „Grenzlinie“ und zielt auf eine emotionale Persönlichkeitsstörung ab, die den Betroffenen instabil und schwer berechenbar macht. Er schreitet die Grenze vernünftigen Handelns entlang und tritt dabei häufig über die Linie des Erträglichen. Narzissmus, Hybris, Megalomanie und Borderline sind seelische Krankheiten, von denen häufig Machthaber verschiedenster Staaten, Systeme oder Organisationen befallen werden und die auf ihre „Untergebenen“ übergreifen können. Da stellt sich nun die Frage: Können seelische Krankheiten sich epidemisch ausbreiten? Dass körperliche Krankheiten, wie Pest, Cholera, Syphilis oder Grippe dies getan haben und tun, ist bekannt. Über die Ausbreitung neurotischer Epidemien ist bisher noch nicht intensiv geforscht worden. Dabei droht die Gefahr eines PHR-EXITs, d. h. eines Ausstiegs der PHRonesis (griechisch: Vernunft, Besonnenheit, Verstand) aus der Weltpolitik. Die Leidtragenden werden wir alle sein. Es gilt, zuverlässige Diagnosen und wirksame Therapien dagegen zu entwickeln.

*****

- Bilder "Exit" und "Brexit", Bearbeitungen von Rita Dadder
- Francisco de Goya (1746–1828): Casa de locos (The Madhouse). Öl auf Holz.
Momentaner Standort: (Bestandsverzeichnis) Real Academia de Bellas Artes de San Fernando


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